Das Berliner Startup Vimcar hat kürzlich seine Series B-Finanzierungsrunde mit 12 Millionen Euro Investment erfolgreich abgeschlossen. Mit der Vision vom digitalen Fahrtenbuch und Fuhrparkmanagement bearbeitet das Mobility-Startup eine Nische, die ein enormes Digitalisierungspotenzial aufweist: den Dienstwagen. Seit dem Gründungsjahr 2013 verfolgen die Gründer Christian Siewek, Andreas Schneider und Lukas Weber das Ziel, Firmenfuhrparks zu vernetzen. Jetzt hat Vimcar einen bedeutenden Schritt gemacht und konnte die erste hardwarefreie Einbindung in das System eines Automobilherstellers bekanntgeben – beim Branchenriesen BMW.

Von Anfang an herstellerübergreifend

Die Inspiration zur Gründungsidee im Bereich Connected Car gab mitunter ein Forschungsprojekt bei Audi, das Mitgründer Schneider während seines Masterstudiums absolvierte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Automobilriesen noch spürbar verschlossen gegenüber Drittanbietern und tüftelten jeweils an eigenen Systemen zur Fahrzeugvernetzung.

Doch genau darin liegt das zentrale Problem: Die überwältigende Mehrheit an Firmenfuhrparks besteht aus Modellen unterschiedlicher Hersteller und mit dutzenden Insellösungen lässt sich ein solch diverser Fuhrpark weder vernetzen noch übersichtlich managen. Isolierte Einzellösungen der Automobilhersteller sind realitätsfern und damit für die meisten Kunden ungeeignet.

Die drei Gründer haben erkannt, dass eine herstellerübergreifende Lösung an den Markt muss, die Kunden in jedem Fahrzeugmodell einsetzen können und gründeten Vimcar. Doch ein Problem blieb: zwar generierten die Fahrzeuge die Live-Fahrzeugdaten, die für ein umfassendes Fuhrparkmanagement-System benötigt werden, bereits selbst und eine zur Datenübertragung notwendige SIM-Karte wird mittlerweile auch schon ab Werk eingebaut, dennoch blieb der Zugriff auf die Fahrzeuge für Drittanbieter verschlossen. Die Gründer setzten daher auf eine Nachrüstlösung per On-Board-Diagnose (OBD). Ein kleiner Stecker mit eigenem GPS-Modul und SIM-Karte wird dabei einfach in die Diagnoseschnittstelle des Fahrzeugs – auch OBD-Schnittstelle genannt – eingesteckt. Die Aufzeichnung und Übertragung relevanter Daten zur Verarbeitung erfolgen automatisch – ganz egal in welchem Fahrzeugmodell.

Vom Nachrüstgerät zur Herstellerintegration

Allerdings ist der Umweg via OBD-Stecker langfristig keine Ideallösung. Die große Schwierigkeit einer Nachrüst-Hardware liegt darin, dass es trotz EU-Normierung der Schnittstelle zu unvorhersehbaren Inkompatibilitäten kommen kann. Die Schnittstelle wird zudem von Werkstätten auch zur Fehlerauslese genutzt. Wird der Stecker nach einem Besuch in der Werkstatt versehentlich nicht wieder eingesteckt, wird auch die Übertragung der Daten unterbrochen. Solche technischen Probleme sorgen immer wieder für Unzufriedenheit, wären durch eine hardwarefreie Integration in die Systeme der Automobilhersteller aber einfach zu beheben.

Das Ziel von Vimcar besteht daher weiterhin darin, Fahrtenbuch und Fuhrparkmanagement-Software komplett ohne Hardware anbieten zu können. Einen großen Schritt in diese Richtung hat das Startup nun gemeinsam mit BMW gemacht. Die Zusammenarbeit zeigt, dass auch bei den Herstellern ein Umdenken von eigenen Apps hin zu offeneren App-Plattformen stattfindet. Über eine direkte Schnittstelle – genannt BMW CarData – können die Kunden des Münchner Automobilherstellers nun ihr Fahrzeug für die Vimcar-Software freischalten. Über die ab Werk im Fahrzeug verbaute SIM-Karte werden die benötigten Daten übertragen und können vom Kunden in der Vimcar-Software genutzt werden.

Vernetzung über die Automobilhersteller hinaus

Die drei Gründer halten die Entscheidung von BMW für richtungsweisend für die ganze Industrie und gehen davon aus, dass sich nun auch weitere Hersteller öffnen werden. Siewek ist sich sicher:

“Die Zukunft des vernetzten Automobils muss nicht im Silicon Valley liegen – bei einem Schulterschluss mit innovativen Startups hat die deutsche Automobilindustrie nach wie vor die technologisch besten Karten.”

In der Übergangsphase zwischen Fahrzeugen mit und ohne offene Schnittstelle wird der OBD-Stecker für Vimcar und viele andere Drittanbieter jedoch vorerst unverzichtbar bleiben.

Doch für das Startup hört wirklich vernetztes Fuhrparkmanagement nicht bei den Fahrzeugdaten auf: Tankdaten, Verträge, Führerscheine, Rechnungen, Schäden und vieles mehr erzeugen Daten, die Fuhrparkmanager für einen wirkungsvollen Rundumblick benötigen. Erst wenn diese Daten – mitsamt der Fahrzeugdaten der Automobilhersteller – intelligent miteinander ausgewertet werden, kann man im Firmengeschäft vom Connected Car sprechen. Vimcar will genau dies umsetzen und kooperiert dazu auch mit anderen Größen der Industrie, wie dem Marktführer für elektronische Führerscheinkontrolle LapID und verschiedenen Tankkarten-Anbietern.

Auch Investoren haben erkannt, dass die Zukunft des Connected Car nicht nur von Automobilherstellern ausgehen kann. Über die Historie des Startups sind inzwischen circa 18 Millionen Euro in Vimcar geflossen – deutlich mehr als in andere Connected Car-Startups aus Deutschland.

Mehr Informationen und den Kontakt zu Vimcar findet ihr unter vimcar.de.

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